Die Auffassungen zum Schaden oder Nutzen von Fassadenbewuchs gehen weit auseinander und die Verfechter der einen oder der anderen Meinung stehen sich oft unversöhnlich gegenüber. Für beide Meinungen gibt es gute Gründe. Einerseits hat der Fassadenbewuchs mit Wein und Efeu deutliche Vorteile: Die Fassade und der Putz werden vor Sonneneinstrahlung und Regen geschützt. Das Mauerwerk heizt sich nicht so stark auf, es entstehen dadurch weniger Spannungen und damit weniger Risse. Unter dem dichten Blätterdach herrscht eine ausgeglichene Temperatur und Luftfeuchte. Die Lebenserwartung von Putz und Mauerwerk wird so deutlich erhöht und das Raumklima positiv beeinflußt.
Die Haftwurzeln von Wein und Efeu haften nur auf der Oberfläche und dringen nicht tief in den Putz ein, wenn der Putz unbeschädigt und das Mauerwerk nicht feucht ist. Am beschädigten, feuchten Putz und feuchtem Mauerwerk bilden sich unter Umständen jedoch nicht nur oberflächlich anhaftende Wurzeln sondern auch stärkere Wurzeln, die der Wasser- und Nährstoffaufnahme dienen. Diese Wurzeln sind dann sehr wohl in der Lage, einen bereits bestehenden Schaden beschleunigt zu vergrößern. Im Bild wird ein solcher Fall gezeigt: Entlang eines leicht beschädigten und undichten Fallrohres wuchs ein Knöterich (der jedoch keine Haftwurzeln bildet) bis zur Dachrinne hinauf. An den Stellen, an denen die Hauswand häufig feucht war, bildete die Pflanze Wurzeln, die in den feuchten Putz eindrangen und diesen vom Mauerwerk lösten (eine solche Stelle ist ca. 2 m oberhalb des Fahrkorbes sichtbar). An einer Stelle an der das Fallrohr beschädigt war, bildete der Knöterich ein dichtes Wurzelgeflecht in das Fallrohr hinein.
Wir sind jedoch dennoch der Meinung, es sollten viel mehr Fassaden begrünt werden, denn es gibt kaum eine schönere Fassade, als eine begrünte Fassade...